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Ideen für ein nachhaltigeres Leben!

Repariertes T-Shirt
Auch ein T-Shirt mit kleinen Löchern kann man retten.

Wir müssen nicht mehr um den heissen Brei reden: Der Klimawandel ist da und er ist menschengemacht. Wir stecken mitten drin und können nur noch verhindern, dass es noch schlimmer wird. Der erste Schritt dazu ist, dass wir damit aufhören zu erwarten, dass doch zuerst mal "die anderen" was tun sollen. Wir alle sind gefragt. Und was wir viel mehr brauchen als ein paar wenige, die alles perfekt machen, sind sehr viele, die alles so gut wie möglich machen.

Ich bemühe mich seit vielen Jahren, noch bevor es (wieder) modern wurde, um Nachhaltigkeit in meinem Leben. Mein Motto in Bezug auf Konsum ist "reparieren, verschönern, Upcycling". Oder anders ausgedrückt: Konsumverzicht, wann immer möglich. Oft höre ich, das sei ein ganz neuer Trend und ich sei auf den Zug mit aufgesprungen. Meine Lieben: Das stimmt nicht. Ich bin 57 Jahre alt und in einer Zeit geboren, in der "reparieren, verschönern, Upcycling" gang und gäbe waren. Ausgeleierte Schlüppis bekamen ein neues Gummi. Löcher in den Socken wurden gestopft. Was an Kleidung zu klein geworden war, bekamen die jüngeren Geschwister oder es wurde an jemanden verschenkt, der es tragen kann. Was zerrissen war, wurde zu Decken und Kissenbezügen verarbeitet und wenn gar nichts Anderes mehr ging, wurden die Kleidungsstücke zu Lappen zerschnitten und zum Spülen und Putzen verwendet. Alles wurde repariert, verschönert oder upcycled.

Elektrogeräte hielten Jahrzehnte lang - meine erste Waschmaschine ist mehrmals mit mir umgezogen und wurde über 20 Jahre alt. Und als sie zwischendurch mal kaputt war, wurde sie eben repariert. So war das damals. Und ohne ganz allgemein von einer "guten, alten Zeit" reden zu wollen: Das war gut. Das war besser als immer mehr Konsumgüter zu kaufen, um sie letzlich wenig oder gar nicht genutzt wegzuwerfen. Denn die Folgen sind gravierend!

 

Früher wurde alles repariert. Heute können oder wollen die meisten nicht mal mehr eine aufgegangenen Naht wieder zunähen

 

Heute können viele Leute nicht mal eine aufgegangene Naht wieder zunähen oder einen Knopf annähen. Was kaputt ist, wird weggeworfen, oft wohlmeinend in den Altkleidercontainer, im guten Glauben, damit noch Sinnvolles zu tun. Dem ist aber viel zu oft nicht so und dazu schreibe ich demnächst einen weiteren Artikel.

Auch was man kauft und dann doch nicht will, wird weggeworfen. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit in der für viele Menschen nichts mehr einen großartigen Wert hat. Kleidung ist ein Wegwerfprodukt. Elektrogeräte halten nichts mehr aus und sind oft so konzipiert, dass eine Reperatur sinnlos oder sogar unmöglich ist. Fast Fashion, Wegwerfprodukte, Geiz-ist-geil-Mentalität: So leben wir. Und wir betreiben damit unaufhörlich einen immer schnelleren CO2-Anstieg und einen steigenden Raubau an unserer Umwelt - und die können wir nicht ersetzen. Vieles was wir mit Leichtsinn zerstören, ist unwiderbringlich verloren.

 

Auch all die Menschen, die für unsere Gier auf Billigkram ausgenutzt werden, finden es sicher nicht gut. Weltweit arbeiten rund um die Uhr Menschen unter widrigsten Bedingungen, damit wir immer mehr immer billiger bekommen können. Und dass die Ressourcen nicht ewig reichen, sollte inzwischen auch in den Köpfen derjenigen angekommen sein, die sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie ein Mädchen namens Greta in Misskredit ziehen können, statt sich Gedanken über ihren eigenen ökologischen Fussabdruck zu machen. Hier kann man übrigens seinen ökologischen Fußabdruck testen. Dabei macht es durchaus Sinn, ehrlich mit sich selbst zu sein.

 

Wer wirklich jubelt, angesichts des Wirtschaftswachstum und der Lust auf Konsum, das sind die Konzerne, die sich durch diesen Wahn die Taschen vollscheffeln - mehr als es ein Mensch je mit ehrlicher Arbeit verdienen könnte. Ihre Geldgier wird durch unseren Konsumrausch gestillt. Ein perfektes, krankes System!

 

Upcycling: Bluse aus Bettbezug
Aus alter Bettwäsche kann sehr schöne Kleidung entstehen

Wir müssen den Dingen wieder einen Wert einräumen, denn den haben sie!

 

Eine Bewusstseinsänderung ist dringend nötig. Und zwar nicht hin zu einem neuen Trend, denn das ist mein Motto nicht. Wir benötigen eine Bewusstseinsänderung, die zurück in die Vergangenheit geht: Wir müssen den Dingen, die uns umgeben, wieder einen Wert einräumen. Den haben sie nämlich auch dann, wenn es sich dabei um Billigprodukte handelt. Sie haben den Wert der Ressourcen die für ihre Produktion nötig sind. Sie haben den Wert der Natur, die zerstört wird durch Gifte, die beim Anbau nötiger Pflanzen, bei der Produktion der Konsumgüter und bei deren Reise um den Erdball in unsere vier Wände. Sie haben den Wert der Arbeitskraft der Menschen, die das Produkt produziert haben - unabhängig davon, dass sie das viel zu oft für einen Hungerlohn tun müssen. Der Wert eines Gegenstandes darf nicht nur finanziell bemessen werden. Dazu hängt zu viel dran!
Wir müssen sehr dringend ein paar Schritte zurückgehen, denn wir haben uns längst selbst überholt. Wir beuten Menschen und Natur aus und finden noch nicht mal was dabei, weil wir es so gewohnt sind und weil uns ständig eingeredet wird, dass mit noch mehr Wirtschaftswachstum alles immer noch besser wird. Das ist aber falsch. Das ist Politik für Konzerne, das ist Kapitalismus. Und das funktioniert nur, weil wir da mitspielen! Wir Konsumenten sind die Triebfeder! Deshalb bin ich ein großer Fan der Postwachstumsökonomie über die ihr hier mehr erfahren könnt.

 

Natürlich ist es nicht möglich, sein ganzes Leben von einem Moment auf den anderen komplett auf den Kopf zu stellen. Doch mehr als ein paar wenige die perfekt sind, brauchen wir ganz viele Menschen, die sich um Fortschritte in ihrem Verhalten bemühen und dabei immer besser werden. Hier ein paar Ratschläge für die ersten Schritte:

 

Upcycling Truhe, Eiche rustikal in weiß Shabby Chic
Eine alte Truhe in Eiche rustikal sollte in den Müll. Dabei war sie stabil gebaut, mit wunderschönen Handschnitzerein. Sie war alles andere als Müll.

Ideen für ein bewussteres Leben

 

1. Benutze alles, was du hast, so lange und so intensiv wie möglich. Es muss nicht immer die neueste Mode sein, viel wichtiger ist Individualität und Nachhaltigkeit. Benutze alles bis es wirklich nicht mehr nutzbar ist. Das heißt nicht zwangsweise, dass das Ding dann irreperabel kaputt sein muss, wenn du es aussortierst. Vielleicht hast du es ja so lange, bis du es nicht mehr sehen kann. Dann gib es weiter. Verschenke oder verkaufe es. Sorge dafür, dass das Ding weiter verwendet wird, bis es wirklich und tatsächlich überhaupt nicht mehr nutzbar ist. Wenn etwas kaputt ist, repariere es, oder lasse es reparieren. Wenn etwas nicht mehr schön ist, verschönere es oder bringe es zu jemandem, der es verschönern kann. Und wenn es für seinen eigentlichen Zweck nicht mehr gut ist, dann upcycle es oder gib es jemandem, der es upcyceln kann. Wir schonen damit den Geldbeutel, wir verhindern Ausbeutung von Menschen, wir füttern keine Konzerne mehr und wir entlasten die Umwelt. Unser persönlicher CO2-Abdruck wird deutlich kleiner. Und auch das hilft:

 

2. Stell dir vor, du willst ausnahmsweise mal selbst einen Kuchen backen. Eine liebe Freundin, die du lange nicht gesehen hat, kommt zu Besuch und du willst sie beeindrucken. Hoffentlich klappt das, denn Backen ist normalerweise nicht so dein Ding. Einen Versuch ist es dir aber wert. Das Rezept ist rausgesucht. Jetzt schnell noch eine Backform besorgen. Da du sonst nie Kuchen selbst machst, hast du ja keine. Und jetzt kommt´s: Bitte kaufe keine! Geh zu einer anderen Freundin, zu den netten Nachbarn oder zu deinen Eltern und leihe sie dir! Wenn du eh nicht gerne backen magst, wirst du die Backform im Anschluss sonst sinnlos im Schrank herumliegen haben.

Leih dir überhaupt alles, was du nur selten brauchst. Und gebe die Sachen zuverlässig und ohne daran erinnert werden zu müssen, wieder zurück. Das sorgt dafür, dass man dir auch in Zukunft gerne etwas ausleiht.
Umgedreht ist es ebenso: Leihe deinen Mitmenschen Sachen, wenn du sie gerade nicht benötigst. Ich bin ohnehin der Meinung, dass z.B. ein Rasenmäher pro Wohnsiedlung oft genug ausreichen sollte. Für andere Dinge gilt das Gleiche. Fang damit an, indem du dir Sachen leihst und nicht kaufst, wenn du eh weißt, dass du sie kaum nutzen wirst. Und biete auch anderen Menschen an, Sachen von dir auszuleihen. Das spart jede Menge Geld und schont die Ressourcen. Bilde mit Nachbarn oder Freunden regelrecht Leihgemeinschaften für Gegenstände, die man problemlos gemeinschaftlich nutzen kann.
Damit ich weiß, wer was von mir geliehen hat, oder von wem ich etwas geliehen habe, hängt bei mir im Atielier eine Liste an der Pinwand. Da steht drauf, wer es geliehen oder verliehen hat und daneben das Datum. Und wenn das Geliehene zurück gegeben ist, wird die Zeile durchgestrichen.

 

Rehkrickerl in neuem Kleid
Was gerade "in" ist, entscheidet der Zeitgeist. Was nicht "in" ist, kann man aber dem Zeitgeist anpassen!

 

 

3. Manchmal kann man statt ausleihen auch tauschen. Macht eure Leihgemeinschaft auch zur Tauschgemeinschaft. Manchmal hat man einen Gebrauchsgegenstand gekauft und ihn auch genutzt. Doch dann sind die Zeiten irgendwann vorbei. Man benötigt den besagten Gegenstand nicht mehr. Er soll weg und an seine Stelle soll etwas treten, das man nun viel dringender benötigt. Für so etwas kann man tauschen. Jemand gibt dir etwas und erhält dafür eine andere Sache. Nicht der finanzielle Wert ist dabei ausschlaggebend. Sondern die Sinnhaftigkeit für die eigene Person. Es gibt ja immer mehr Tauschbörsen, auch im Internet, wo man solche Sachen im Tausch für Anderes anbieten kann. Beim Tausch wird nichts neu produziert und gekauft. Sondern ein, für einen selbst, sinnloser Gegenstand wird gegen einen sinnvollen eingetauscht. Tolle Sache also auch hier für die Umwelt und den Geldbeutel. Ich habe vor Kurzem ein paar Bücher gegeben und ein Macrameeboard dafür bekommen. Tolle Sache. Jeder von uns beiden hat nun das, was er braucht.

 

4. Manchmal kommt man nicht drum herum: Es gibt etwas, das man benötigt. Oder etwas, das man wirklich von Herzen gerne haben würde, auch wenn man die ganze Woche darüber geschlafen hat. Keinesfalls, unter gar keinen Umständen kaufen wir das Gebrauchte / Gewollte, bevor wir nicht genauestens überlegt haben, ob wir es nicht selbst machen können. Am besten sogar noch aus Materialien, die schon zu Hause sind. Das Internet biete unzählige Inspirationen und Arbeitsanleitungen. YouTube strömt über von Tutorials und Erklärvideos. Und auch in meinem Ideenblog werdet ihr in Zukunft mehr und mehr Ideen dafür finden.
Ich habe oft schon etwas auf diese Weise ausprobiert und ich war ganz oft total überrascht, wie schön und zweckmäßig das Ergebnis ist. Traut euch das zu. Das motiviert ungemein und hinterlässt ein gutes Gefühl, wenn der Gegenstand dann in Gebrauch ist. Bitte versuche also auch an dieser Stelle, nicht zu kaufen.

 

5. Selbermachen geht nicht immer. Nicht jede*r mag gerne Suppenpulver machen oder Vögelhäuschen bauen und es hat auch nicht jede*r gleichermaßen die Kreativität und Geschicklichkeit dazu. Sollte das der Fall sein, dann kann man immer noch davon absehen, das Gesuchte NEU zu kaufen. Auf verschiedenen Portalen im Internet kann man Gebrauchtes kaufen. Es gibt kaum etwas, das man heutzutage nicht gebraucht kaufen kann. Wir haben  renoviert und unser Ziel war es, keine neuen Möbel zu kaufen. Und das haben wir auch völlig problemlos geschafft. Alle Möbelstücke, die wir gesucht haben, haben wir im Internet für wenig Geld gebraucht kaufen können. Was farblich nicht gepasst hat, wurde eben passend gemacht. Auch hierfür findet ihr im Ideenblog in Zukunft Ratschläge.
Meine Kleidung kaufe ich seit vielen, vielen Jahren nur gebraucht. Alles bis auf Socken und Unterwäsche. Das ist eine doppelt tolle Sache. Zum einen kann jemand ein paar Euro für seine gebrauchten Sachen bekommen und freut sich darüber. Zum anderen mussten nicht neue Sachen produziert werden, darüber freut sich die Umwelt. Und nicht zuletzt kann man für wenig Geld wirklich Sinnvolles erwerben, darüber freut sich der eigene Geldbeutel.

 

6. Neues zu kaufen sollte die letzte Möglichkeit bleiben. Manchmal geht es nicht anders. Wenn du also etwas brauchst und alle fünf Punkte abgehakt hast, ohne zu einer Lösung zu kommen, dann kaufe. Aber bitte: kaufe keinesfalls bei einem Großkonzern. Kaufe am besten in deiner Stadt oder in der Nähe. Und wenn du unbedingt im Internet kaufen musst, dann kaufe in einem kleinen Shop. Es gibt unzählige davon. Auf Instagram findet man einige davon unter dem Hashtag #supportsmallbusiness Aber auch so findet ihr einfach durch Recherche das, was ihr braucht. Ihr füttert damit keinen Großkonzern, sondern eine Familie. In jedem Fall aber jemand, der hart für sein Geld arbeitet und seinen Shop mit Liebe und großer Mühe führt.

Wenn du übst, wirst du es bald schaffen, nach diesen sechs Punkten zu konsumieren. Und dann ist dein ökologischer Fußabdruck immer kleiner.

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Kommentare: 8
  • #1

    Anna-Maria Lehnert (Dienstag, 28 Januar 2020)

    Wie Recht hast du. Ich bin 61 J. alt und ich bin auch in der Zeit aufgewachsen wo alles wieder her genommen worden ist. Da ist nichts weg gekommen, was man nicht noch für was andereds hat hernehmen können. Heut wird doch alles in den Müll geworfen. Meine Tochter geht mir ihrer Tochter zweimal im Jahr groß shoppen mit dem angegebenen Grund: kostet ja fast nichts. Dann wird hinterher der Schrank ausgeräumt, damit das neue Zeug Platz hat und das Alte (was ja noch nicht wirklich alt ist) kommt in den Container. Da wird dann die Wirtschaft in anderen Ländern mit zerstört. Und wenn die Flüchtlinge dann kommen weil wir ihre Existenzgrundlage zerstört haben werden die hier angefeindet. So weit ist es gekommen, mit immer mehr und immer mehr Wirtschaftswachstum. Es ist zum schämen. Und wir tun auch noch so, als wenn wir Saubermänner wären. So habe ich meine Tochter nicht erzogen. Aber der Einfluß vom Umfeld ist einfach so groß.

  • #2

    Jessie (Mittwoch, 29 Januar 2020 21:59)

    Hat meine Mama auch vor Weihnacht mal erwähnt. Denk drüber nach

  • #3

    Janine Deuffel (Sonntag, 02 Februar 2020 12:33)

    Gute Ratschläge. Hab mir vorgenommen für dieses Jahr, das ich mehr für die Umwelt tun will und auch die Familie einbeziehe. Hab aufgrund von den Ratschlägen hier für heute gleich mal ein Raclette von meiner Freundin geborgt. Hab Besuch und der hat sich für abends Raclette gewünscht. Wir haben schon paar Raclettes angeschaut und dann bin ich auf diese Seite gestoßen. Und wir haben nicht nur Geld gespart, sondern auch Rohstoffe. Das freut mich und ich freue mich auf neue Blogs von dir.

    Herzlichst
    Janine Deuffel

  • #4

    Kathi (Donnerstag, 13 Februar 2020 22:24)

    Geile Sache und so wahr!

  • #5

    B.D. (Mittwoch, 26 Februar 2020 10:55)

    Danke für den unterhaltsamen und informativen Text. Ihn zu Lesen hat Spaß gemacht.

  • #6

    Agnes (Sonntag, 08 März 2020 10:42)

    So lang ist das noch gar nicht her. Der Mensch vergisst so schnell.

  • #7

    Rosi Mühlheimer (Mittwoch, 25 November 2020 22:57)

    Stimmt. Aber war vergessen. Jetzt ist es wieder da. Ich predige das meinen Kindern (16, 19) auch ständig. Hab ihnen den Text mal geschickt. Wenn der Hinweis nicht von Mama kommt, ist er einfach wertvoller.

  • #8

    Bastelqueen Mulle (Donnerstag, 26 November 2020 17:45)

    Wir haben grad auf Instagram den Beitrag gesehen und uns köstlich über die "geschäftsschädigende Aktion" des Models amüsiert. Da mussten wir einfach reinschauen und finden die Ideen toll. Jedenfalls wert mal daran zu arbeiten. War also zumindest in unserem Fall eher motivierend als geschäftsschädlich.